Kredit ablösen – Umschuldung richtig angehen

Kredite umschulden zahlt sich fast immer aus: Das Zinsniveau ist niedrig wie nie und der Gesetzgeber hat die Vorfälligkeitsentschädigung für frühzeitig zurückbezahlte Kredite vor Jahren eng begrenzt. Eine Umschuldung kann die laufenden Kosten senken oder zusätzliche Liquidität ohne Mehrbelastung bereitstellen. Erfahren Sie hier, wie eine Kreditablösung abläuft und worauf Sie achten müssen.

Wann lohnt sich einen Kredit vorzeitig abzulösen?

Ganz klar: Kredit Umschuldung lohnt sich, wenn der neue Kredit günstiger ist als das bestehende Darlehen. Die Zinsdifferenz muss groß genug sein, um eine etwaige Vorfälligkeitsentschädigung amortisieren zu können. Ob die bestehende Bank eine solche Entschädigung verlangt und wie hoch das Entgelt ausfällt, lässt sich dem Kreditvertrag entnehmen. Die mit der Umschuldung erzielte Ersparnis sollte darüber hinaus groß genug sein, um den (überschaubaren) zeitlichen Aufwand des Kreditwechsels zu rechtfertigen.

• Umschuldungen lohnen sich ab ca. 1-2 Prozentpunkten Zinsdifferenz
• Die Restlaufzeit des bestehenden Darlehens sollte mindestens sechs Monate betragen
• Umschuldungen eignen sich für Ratenkredite, Dispositionskredite und Kreditkartenkredite

Warum ist der Zeitpunkt für Umschuldungen jetzt besonders günstig?

Es ist kein Zufall, dass Umschuldungen derzeit zu den häufigsten Verwendungszwecken für neu aufgenommene Ratenkredite zählen: Das Zinsniveau sinkt infolge der lockeren Geldpolitik und der hohen Kurse am Anleihemarkt seit Jahren. Für den Großteil der Kreditnehmer, die in den Jahren 2012 und 2013 Ratenkredite aufgenommen haben, lohnt sich bereits jetzt eine Umschuldung. Das belegen Statistiken der Deutschen Bundesbank zu den Zinssätzen für neu ausgezahlte Kredite. Für die meisten Kreditnehme gilt: Je weiter die Kreditaufnahme zurückliegt, desto stärker sind die Zinsen zwischenzeitlich gesunken.

Januar 2007: 9,29%
Januar 2008: 8,71%
Januar 2009: 8,74%
Januar 2010: 8,45%
Januar 2011: 8,43%
Januar 2012: 8,25%
Januar 2013: 8,08%
Januar 2014: 7,93%
Januar 2015: 7,36%
Januar 2016: 7,19%

Die Tabelle zeigt die Zinssätze laut MFI Zinsstatistik der Bundesbank im Neugeschäft für Kredite mit einer anfänglichen Zinsbindung mit mindestens fünf Jahren. Die sehr breit angelegte Statistik der Bundesbank berücksichtigt Kredite aus dem Internet nur in geringem Umfang – deshalb erscheinen die Zinssätze etwas höher.

Nicht nur das niedrige Zinsniveau, sondern auch Gesetzesänderungen wirken günstig auf eine Umstrukturierung von Verbindlichkeiten aus. Am 11.06.2010 wurde eine EU-Verbraucherkreditrichtlinie (2008/48/EG) in deutsches Recht umgesetzt. Spätestens für ab diesem Datum abgeschlossene Darlehensverträge gelten neben verschiedenen Vorschriften zur Transparenz und gegen Lockvogelangebote auch die Vorgaben zu Vorfälligkeitsentschädigungen.

Gemäß § 502 BGB dürfen Banken maximal 1,0% des abgelösten Saldos verlangen. Überschreitet die zum Zeitpunkt der Umschuldung verbliebene Restlaufzeit zwölf Monate nicht, reduziert sich die maximale Vorfälligkeitsentschädigung auf 0,5% des Ablösesaldos.

Rechenbeispiel: Ablösung eines mittelgroßes Kredits spart 750 €
Das Einsparpotenzial von Umschuldungen wird häufig unterschätzt. Der Austausch eines Kredites gegen ein günstigeres Darlehen lohnt sich auch bei vermeintlich nur mittelgroßen Kreditsummen und keinesfalls nur bei Immobilienkrediten. Das soll ein einfaches Rechenbeispiel mit praxisnahen Annahmen belegen.

Ein älterer Kredit weise bei einer Restlaufzeit von 36 Monaten eine Restschuld in Höhe von 12.000 € auf. Der Effektivzins betrage 9% und die monatliche Rate folglich 379,64 €. Wird der Kredit planmäßig getilgt, summieren sich die verbleibenden Zinskosten auf 1.666,98 €. Alternativ dazu kann das Darlehen in einen Kredit mit einem Effektivzins von 5% umgeschuldet werden.

Der neue Kredit wird bei einer Laufzeit von 36 Monaten mit einer Rate in Höhe von 359,05 € bedient. Die Summe der Zinsleistungen erreicht am Laufzeitende 925,90 € und liegt um 741,08 € niedriger als bei einer Fortführung des alten Darlehens. Da die Laufzeit konstant ist, geht die Ersparnis ausschließlich auf den niedrigeren Zinssatz zurück.

Verbindlichkeiten neu strukturieren: 2.000 € Extra-Auszahlung
Umschuldungen müssen nicht zwingend zur Reduzierung der Kreditrate verwendet werden. Alternativ dazu kann die Laufzeit bis zur vollständigen Tilgung verkürzt werden: Kreditnehmer sind dann ohne monatliche Zusatzbelastung früher schuldenfrei.
Eine weitere und vor allem bei angespannter Liquiditätslage naheliegende Möglichkeit: Mit einer Kreditablösung kann ohne Änderungen bei Laufzeit und Monatsrate eine zusätzliche Auszahlung generiert werden. Wie das funktioniert und wie überraschend hoch diese Auszahlungen sein können, soll das folgende Beispiel verdeutlichen.
Ein Kredit mit einer Restschuld von 15.000 € und einer Restlaufzeit von sieben Jahren (84 Monate) wird mit einer monatlichen Rate in Höhe von 231,71 € bedient. Das entspricht einem Effektivzins in Höhe von 4%. Der Kredit soll ohne Änderungen bei Monatsrate und Laufzeit in ein anderes Darlehen mit einem Zinssatz von 4% umgeschuldet werden.
Mit 4% Zins, 84 Monaten Laufzeit und 231,71 € Monatsrate lässt sich ein Nettokreditbetrag in Höhe von 16.992,93 € finanzieren. Verlangt die Bank für das bestehende Darlehen keine Vorfälligkeitsentschädigung, beläuft sich die Differenz zwischen Finanzierungsbetrag und Ablösesaldo folglich auf 1.992,93 €. Das entspricht der Höhe der zusätzlich durch die Umschuldung generierbaren Auszahlung.

Kredit umschulden: Ablauf und Unterschiede zu gewöhnlichem Kreditantrag
Anders als bei anderen Verwendungszwecken sollten Umschuldungen im Kreditantrag als solche angegeben werden, da dies für den Ablauf relevant und für die Chance auf eine Annahme des Antrags entscheidend sein kann. In der Regel wird der auszahlenden Bank eine Vollmacht für die Kündigung und Ablösung des bestehenden Darlehens erteilt. Die neue Bank überweist den zur Umschuldung erforderlichen Kreditbetrag direkt an das bisherige Institut und zahlt ggf. überhängende Kreditbeträge an den Darlehensnehmer aus.

Wird kein Verwendungszweck angegeben, setzt die Kreditvergabe eine hinreichende Kapitaldienstfähigkeit für das alte UND das neue Darlehen voraus. Das erhöht das Risiko einer Kreditablehnung deutlich.
Das Formular für die Ablösevollmacht wird Antragstellern zusammen mit den weiteren Kreditunterlagen übersandt und muss unterschrieben zurückgeschickt werden. Der Antragsprozess nimmt im Fall einer Umschuldung nicht mehr Zeit in Anspruch als bei einer Kreditaufnahme aus anderen Gründen. Für ab dem 11.10.2010 abgeschlossene Darlehensverträge müssen Kreditnehmer keine Kündigungsfrist einhalten.

Was wird bei Umschuldungen aus laufenden Restschuldversicherungen?
Ein erheblicher Teil der bestehenden Ratenkredite in Deutschland wurde beim Abschluss mit einer Restschuldversicherung kombiniert. Gilt dies auch für das umzuschuldende Darlehen, muss auch die Restschuldversicherung gekündigt werden. Ein Übertrag der Versicherung auf das neue Darlehen ist in der Praxis nicht möglich. Mit der Kündigung des versicherten Kredits entsteht ein fristloses Kündigungsrecht für die Restschuldversicherung.
Wurden die Prämien in Form eines Einmalbeitrags gezahlt, muss der Versicherer im Fall der Wahrnehmung des Sonderkündigungsrechts durch den Versicherungsnehmer Beiträge anteilig zurückerstatten. Nicht erstattungsfähig sind allerdings Abschlussprovisionen, die je nach Vertrag einen erheblichen Teil der Gesamtkosten ausmachen können.

Ein Tipp: Vor allem bei vor dem Jahr 2010 abgeschlossenen Verträgen kann sich ein Blick in die Widerrufsbelehrung lohnen. Diese waren früher häufig fehlerhaft und räumen Kreditnehmern und Versicherungsnehmern dadurch – bis zum Nachreichen einer korrekten Belehrung – das Recht zum Rücktritt vom Vertrag ein. Dann müssen alle Kosten erstattet werden.

Sonderfall: Ausgleich des Girokontos und Ablöse von Kreditkartenschulden
Der Ausgleich überzogener Girokonten und in Anspruch genommener Teilzahlungskonten von Kreditkarten durch einen Ratenkredit lohnt sich aufgrund der beträchtlichen Zinsdifferenz besonders. Die monatliche Belastung kann allerdings zunächst steigen, weil vor allem bei Dispositionskrediten keine Nettotilgungsleistung vorgeschrieben ist.
Ein Beispiel: Ein mit 4.000 € überzogenes Girokonto kostet bei einem Nominalzins von 12 % pro Monat 40 €, die als Sollzinsen abgebucht werden. Wird der Kontokorrentkredit mit einem Ratenkredit umgeschuldet, steigt die monatliche Belastung bei einem Effektivzins von 6,5% und 36 Monaten Darlehenslaufzeit auf 122,26 €. Selbst bei einer Laufzeit von 120 Monaten beliefe sich die Monatsrate noch auf 45,05 €.