Restschuldversicherung – was ist das?

Eine Kreditaufnahme, gerade bei langfristigen Finanzierungen, ist auch mit Risiken verbunden. Kein Darlehensnehmer kann zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung die Hand dafür ins Feuer legen, dass sich seine persönliche Situation, sei es in gesundheitlicher, sei es in finanzieller Hinsicht nicht ändern wird. Diese möglichen Veränderungen können für ihn und seine Angehörigen eine existenzielle Gefährdung darstellen. Vor diesem Hintergrund kann eine entsprechende Absicherung durchaus sinnvoll sein.
 

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Die Restschuldversicherung beim Ratenkredit

Ratenkredite haben schon lange die Größenordnungen von wenigen Tausend Euro hinter sich gelassen. Volumina von 50.000 Euro und mehr mit Laufzeiten bis zu zehn Jahren sind heute Bestandteil des Angebotsportfolios der Banken. Nach wie vor gestaltet sich die wirtschaftliche Aufstellung der meisten Familien hierzulande so, dass es einen Haupternährer gibt. Auf dieses Haupteinkommen wird in der Regel auch das Darlehen abgestellt.

Unglücksfälle sind nie auszuschließen. Ein Autounfall mit tödlichem Ausgang oder eine schwere Erkrankung kann die Rückführung des Darlehens schnell gefährden. Dies gilt für große Kredite genauso wie für kleinere Verbindlichkeiten. Fällt der Haupternährer aus, trifft die Hinterbliebenen nicht nur das schwere persönliche Schicksal, sondern auch die Problematik der wirtschaftlichen Neuordnung. Banken nehmen darauf nur bedingt Rücksicht. Sie wollen natürlich das ausgeliehene Geld zurückhaben. Eine kurzfristige Tilgungsaussetzung mag helfen, die erste Zeit zu überbrücken, ist aber langfristig keine Lösung.

Die Restschuldversicherung – der Joker der Banken

Die Kreditinstitute halten für diese Situation eine Lösung bereit, die Restschuldversicherung. Diese umfasst inzwischen nicht mehr nur eine Todesfallabsicherung, sonder bietet eine weitreichendere Absicherung:

  • Übernahme der Verbindlichkeiten bei Tod der versicherten Person
  • Übernahme der Verbindlichkeiten bei unverschuldeter Arbeitslosigkeit von mehr als sechs Monaten
  • Übernahme der Verbindlichkeiten bei Arbeitsunfähigkeit

Diese drei Bausteine müssen nicht in der Summe abgeschlossen werden, sondern bauen auf der Basisabsicherung für das Todesfallrisiko auf.

Der Beitrag zur Restschuldversicherung wird im Rahmen des Darlehens als Einmalbeitrag mitfinanziert. Die Versicherungsleistung reduziert sich analog zum jeweiligen Darlehensstand mit jeder Tilgungsverrechnung.

Was auf den ersten Blick verlockend klingt, hat allerdings Haken. Die Leistung für den Todesfall ist klar definiert und lässt wenig Interpretationsspielraum. Die Übernahme der Verbindlichkeiten im Fall von Arbeitslosigkeit ist dagegen schon wieder etwas zwiespältig. Eine sechsmonatige Beschäftigungslosigkeit zu überbrücken und dazu noch den Verpflichtungen aus einem Kredit nachzukommen, stellt sich als echte Herausforderung dar. Es bleibt für die meisten Darlehensnehmer fraglich, wie sie diese Frist überbrücken sollten.

Die Leistung bei Arbeitsunfähigkeit darf nicht mit einer Leistung bei Berufsunfähigkeit verwechselt werden. Die Durchsetzung der Forderung nach einer Leistung des Versicherers endet immer wieder vor Gericht. Im Grunde handelt es sich bei dieser Leistung um eine Krankentagegeldvariante. Endet die Erkrankung in einer Berufsunfähigkeit, verweigern viele Versicherer die Leistung, da sie keinen Schutz für eine anhaltende Berufsunfähigkeit abdecken. Ein Urteil des OLG Koblenz vom 18.11.2011, Az. 10 U 1111/10 brachte zumindest ein wenig mehr Rechtssicherheit für die Versicherungsnehmer. Die Versicherer sind demzufolge gehalten, im Falle einer anhaltenden Arbeitsunfähigkeit dem Kreditnehmer andere Berufe aufzuzeigen, in denen er tätig werden könnte. Andernfalls besteht nach wie vor eine Leistungspflicht.

Die Restschuldversicherung und der effektive Jahreszins

Die Prämien für eine Restschuldversicherung variieren von Anbieter zu Anbieter. Darlehensnehmer greifen bei der Auswahl eines Kredites in den meisten Fällen auf das Angebot mit den günstigsten Zinsen zurück. Obwohl der Beitrag für die Restschuldversicherung Bestandteil des Kredites ist, fließt er jedoch nicht in die Berechnung des effektiven Jahreszinses mit ein. Dieser würde sich um ein Vielfaches erhöhen. Damit findet eine Verwässerung des Vergleichsfaktors „Effektivzins“ statt. Bank A hat den günstigeren Zinssatz, aber die teurere Prämie für die Restschuldversicherung, bei Bank B verhält sich gerade andersherum. Im Zweifelsfall entscheidet sich der Darlehensnehmer für Bank A, hat aber am Ende die höheren Kosten zu tragen. Der einzige Weg, hier Klarheit zu finden, liegt darin, die Prämie für die Restschuldversicherung im Angebot ausweisen zu lassen und dann in die Kreditsumme einzurechnen, um daraus den effektiven Jahreszins abzuleiten.

Fazit I zur Restschuldversicherung

Eine Restschuldversicherung, wie sie von den Banken angeboten wird, ist teuer und in der Leistung zweifelhaft. Sinnvoller ist der Abschluss einer Risikolebensversicherung mit fallender Versicherungssumme und einer Laufzeit analog zum Darlehen. Das Risiko der Arbeitsunfähigkeit lässt sich durch eine private Krankentagegeldversicherung oder eine kleine Berufsunfähigkeitsversicherung kompensieren.

Die Restschuldversicherung bei der Baufinanzierung
Ein Ratenkredit über 10.000 Euro ist eine Sache. Mit einer Baufinanzierung über 200.000 Euro spielt der Kreditnehmer jedoch in einer anderen Liga. Beim Ableben des Haupternährers käme auf die Familie eine Katastrophe zu. Das Objekt müsste mit großer Wahrscheinlichkeit veräußert werden. Da dies unter Druck geschehen würde, wahrscheinlich auch noch mit Verlust. Es bedarf also einer Lösung, die allerdings anders aufgestellt sein muss, als bei einer klassischen Restschuldversicherung.

Das Todesfallrisiko
Die kostengünstigste Lösung bietet eine Risikolebensversicherung mit linear fallender Versicherungssumme, abgestellt auf die Darlehenslaufzeit. Dabei sollte der Darlehensnehmer aber nicht die Dauer der Zinsbindung, sondern die gesamte Laufzeit berücksichtigen. Ein erneuter Vertragsabschluss nach Ende der Zinsbindung führt durch das höhere Eintrittsalter zwangsläufig, auch bei dann niedrigerer Versicherungssumme, zu einer höheren Prämie. Zwischenzeitliche Erkrankungen sind nicht auszuschließen und führen unter Umständen ebenfalls zu einer Beitragserhöhung.

Die Arbeitsunfähigkeit
Die einfachste Lösung, dieses Risiko auszuklammern, besteht ebenfalls darin, eine private Krankentagegeldversicherung abzuschließen. Ergänzend macht der Einschluss einer Berufsunfähigkeitszusatzversicherung in die Risikolebensversicherung Sinn. In dieser Konstellation sind sowohl die Angehörigen als auch der Darlehensnehmer selbst bestmöglich abgesichert. Policen gegen Arbeitslosigkeit hat die Versicherungswirtschaft schon vor Jahren wieder vom Markt genommen. Lediglich im Rahmen der Restschuldversicherung werden diese noch angeboten.

Der Partner
Bislang haben wir immer nur vom Haupternährer als versicherter Person gesprochen. Wer eine Baufinanzierung abschließt und Kinder hat, sollte aber auch bedenken, welche Kosten auf ihn zukommen, wenn der Partner verstirbt. Kleine Kinder benötigen eine Person, die sich um sie kümmert. Entweder muss für teures Geld eine Haushaltshilfe eingestellt werden, oder der hinterbliebene Elternteil muss seine Arbeitszeit reduzieren. Beide Lösungen zeigen sich als finanziell unbefriedigend, wenn keine Vorsorge getroffen wurde. Es ist vor diesem Hintergrund absolut empfehlenswert, auch den Partner über eine Risikolebensversicherung abzusichern. Die Größenordnung sollte sich daran bemessen, welche Kosten für die Dauer, bis die Kinder keine Aufsicht mehr benötigen, anfallen werden.

Fazit II
Klassische Restschuldversicherungen stellen keine befriedigende Lösung dar. Zum einen sind die Prämien völlig intransparent, zum anderen verfälschen sie den effektiven Jahreszins bei Ratenkrediten. Individuelle Lösungen auf der Basis einzelner Verträge aus den Segmenten Risikolebensversicherung, Krankentagegeld und Berufsunfähigkeitsversicherung gelten als deutlich vorteilhafter.